Zu Gast :-)

Heute schreibe ich aus Novi Sad!

Gestern in Sombor habe ich über Warmshowers bei Ivana und Endre gefragt, ob ich bei ihnen übernachten könne. Ein paar Minuten später kam schon die Antwort, sie hätten schon Gäste, aber wenn ich auf dem Boden schlafe oder im Garten campe, wäre es kein Problem und ich bin auch zum Abendessen eingeladen.

Bis Novi Sad sind es ca. 100 km, aber die Straßen bis dahin scheinen gut in der Karte und es sieht nach Rückenwind aus. Sollte also klappen!

Mein erster Eindruck von Serbien hat sich übrigens nicht bestätigt, es ist viel schöner und die Menschen hier sind unglaublich freundlich.

Mittags werde ich in eine Art Bikerkneipe eingeladen, von der anderen Straßenseite werde ich herbeigewunken. Nach und nach werde ich gefühlt dem ganzen Dorf vorgestellt, der Onkel, der Cousin, der Schulfreund….

Ständig werde ich aufgefordert noch etwas zu trinken, Kaffe, Saft, Schnaps! Nur bezahlen darf ich nicht. Einige sprechen ganz gut Englisch, ein paar Wörter sogar deutsch!
Ich könne auch bei Freunden in Novi Sad übernachten und sowieso wenn ich irgendwas bräuchte solle ich nur bescheid sagen.
Sie erklären mir auch, dass Novi Sad „Neu hier“ und Belgrad „Weiße Stadt“ übersetzt heiße.

Langsam muss ich aber los, es ist schon 13 oder 14 Uhr und ich möchte nicht zu spät zum Abendessen kommen. Noch 80 km!

Aber die Straßen sind super, wenig Verkehr, und der Rückenwind lässt mich fast denken, ich wäre heute auf einem E-Bike unterwegs.

Viele Möglichkeiten anzuhalten oder sich hinzusetzen gibt es nicht, aber ich bin heute auch nicht auf dem offiziellen Radweg unterwegs.

Die Landschaft ist immer noch unglaublich flach, nicht einmal Bäume begrenzen die Sicht, hier gibt es Felder so weit das Auge reicht.

Jemand aus dem Bikertreff (oder Dorftreff?) arbeitet auf einer Farm als Elektriker und kümmert sich um Bewässerungssysteme, evtl. meinte er so etwas wie in diesem Bild zu sehen. Teilweise spannen sie sich scheinbar über den ganzen Horizont.

Kurz vor Novi Sad sehe ich dann ein paar Berge in der Ferne (Fruska Gora):

Vor Novi Sad wird der Verkehr etwas stärker, aber in er Stadt ist es kein Problem, hier gibt es viele Radwege, die getrennt von der Straße verlaufen.

Ich unterhalte mich noch kurz mit einem Rennradler und treffe dann noch drei witzige Jungs, die sich auf einem Anhänger von einem kleinen Pferd ziehen lassen. Sie sprechen sogar Englisch und Deutsch! Ich finde, sie sehen echt witzig aus, auf ihrem Gespann 😀

Bei Ivana und Endre lerne ich dann noch ihren Sohn und ihre Tochter kennen, und erfahre, dass die anderen Gäste Doris und Stephanie sind. Die beiden stammen aus Frankreich und sind schon seit 6 Monaten mit dem Rad unterwegs, Italien, Spanien, Griechenland, Rumänien….. sie möchten noch weiter bis zum Nordkap und dann wieder zurück nach Frankreich radeln. Wow!

Ivana und Endre haben uns ein köstliches Abendessen gemacht, zwei verschiedene Suppen! Hmmm! Wir reden noch lange über das Radfahren, ich bekomme Tipps, wo ich übernachten kann (Doris und Stephanie kommen ja aus der Richhtung, in die ich möchte). Belgrad soll viel hektischer sein, und es gebe auch nicht so schöne und viele Radwege wie in Novi Sad.
Und natürlich laden wir uns noch alle gegenseitig ein, nach Frankreich und Deutschland zu kommen.

Morgens frühstücken wir früh und ich frage Ivana, ob sie weiß, wie ich ein paar Löcher in meinen Ledersattel machen könnte, das Leder wölbt sich nämlich etwas nach außen und scheuert dann beim pedalieren. Ihr Vater hat eine Lochzange, und sie begleitet mich per Rad und mit ihrem Sohn im Kindersitz in die Stadt.

Ihr Vater ist auch mega freundlich und hat sogar noch ein paar Schnürsenkel, mit denen ich den Sattel dann binden kann. Tollpatschig wie ich bin breche ich ein Stück von der Lochzange ab, sie funktioniert zwar noch, es ist mir aber sehr peinlich. Doch ersetzen darf ich ihnen nichts. Ich bekomme sogar noch Wasser angeboten und alle besten Wünsche. Und den Sattel könne ich zur Not als „Armor“ verwenden, wegen des dicken Leders 😉

Ivana zeigt mir noch, in welche Richtung ich weiter komme und verabschiedet sich dann auch. Ich bin total begeistert von dieser Gastfreundschaft 🙂 Danke Ivana, Endre und eurer Famlie!!! Und natürlich auch Doris und Stephanie!!!