Platt, platter, Flo

Hey guten Morgen!

Die gute Nachricht zuerst: Ich habe die Bergetappe überstanden 😀

Anfangs habe ich mich etwas gequält, „Bis zu dem Schild fahre ich, dann mache ich kurz Pause.“ Als dann kurz davor eine Haltebucht erscheint knicke ich fast ein: „Nein, du hast dir gesagt bis zu dem Schild!“. So geht es eine Weile.

Hendrik ist schon über alle Berge, ich habe mich von ihm verabschiedet, als die Steigung ernst wurde. Ich finde es besser in seiner eigenen Geschwindigkeit fahren zu können, und ohne schlechtes Gewissen anhalten zu können wo ich möchte. Zumindest, wenn es bergauf geht.

Irgendwann fangen die Serpentinen an und nun geht es mit Musik erstaunlich gut. Ich finde meinen Rhythmus und fahre einfach nur noch. Kein Anhalten mehr nötig, außer mal um einen Riegel zu essen oder Wasser an einer der Quellen aufzufüllen. Die Steigung ist stetig aber konstant und die Straße ziemlich gut. Es herrscht wenig Verkehr. Soweit ich gelesen habe, ist die Straße auch für größere LKW gesperrt.

Viel zu sehen gibt es aufgrund des Waldes nicht, und irgendwann befinde ich mich auch auf Wolkenebene bzw. im Hochnebel.

Nun wird es schnell kühl, wenn ich mal kurz stoppe für Wasser.

Dafür bin ich viel schneller oben, als erwaret. Hier gibt es ein Cafe und nachdem ich mich umgezogen habe, pausiere ich erst mal. Hendrik schreibt, dass er Jacky getroffen habe und schickt ein Foto, er scheint ziemlich schnell gewesen zu sein.

Da ich nun doch auch schnell den Pass erreicht habe, buche ich mir ein einfaches, stornierbares Hostel, für den Fall, dass ich doch noch bis nach Sofia fahre. Stornieren ist auf jeden Fall einfacher, als abends noch etwas zu finden.

Als ich mich auf den Weg nach unten begebe, treffe ich Jacky Chen auch!

Er kommt aus Taiwan und hat seine Reise in Alaska gestartet, Amerika von Nord nach Süd durchquert und in Europa auch schon einige Kilometer und Länder hinter sich gebracht. Er gibt mir seine Visitenkarte und signiert sie für mich, leider habe ich so etwas nicht 🙁 Aber ich lade ihn nach Deutschland ein. Ich möchte ihm noch eine tolle Unterkunft in Serbien empfehlen, aber dafür hat er kein Visum bekommen. Wie „beschränkt“ die Welt manchmal ist, denke ich.

Jacky hat ziemlich viel Gepäck dabei, ihn zu treffen freut mich unglaublich! Ich hatte zwar erwartet, andere Reisende und Radler zu treffen, aber gleich so viele?

Bevor es dann richtig bergab geht, mache ich noch mal eine Durchsicht an meinem Rad, einige Schrauben müssen nachgezogen werden, und die Bremse wollte ich nochmal neu justieren. Da niemand auf mich wartet, lasse ich mir alle Zeit der Welt und genieße dabei die nun scheinende Sonne.

Die Landschaft ist nun wunderschön, und die Sonne trägt dazu natürlich bei.

In den Bergen sieht man manchmal Höhlen! Und die verschiedenen Farben der Bäume finde ich toll.

Es gibt viele kleine Dörfer auf dieser Bergseite.

Es ist Nachmittag, 16 oder 17 Uhr, die Sonne steht noch hoch und langsam sieht es aus, als ob ich Sofia doch noch erreiche. Noch einmal ein wenig Steigung, dann habe ich es fast geschafft.

Diesen Platz fand ich toll, von oben auf die Landschaft herabzuschauen. Ich bleibe ein paar Minuten um etwas zu essen und zu trinken. Und dann biege ich um eine einzige weitere Kurve und sehe Sofia in der Ferne:

Sofia erscheint mir riesig! Es geht nochmal etwas bergab und der Verkehr wird ständig stärker. Ein Phänomen, das ich jedes Mal beobachte, wenn ich mich größeren Städten nähere. Manchmal führt aber nur eine einzige Straße meine Richtung lang, ohne dass es wirklich Abzweige gäbe. Wo kommen die Autos dann her? Vielleicht gibt es Leute, die an mir vorbeifahren, nur um dann später wieder umzudrehen und so den vielen Verkehr vorzutäuschen 😉 Aber vor Sofia gibt es natürlich einige Abzweige.

Ich finde die letzten Kilometer ziemlich anstrengend, es gibt zwar keine Steigung mehr, aber der Verkehr erfordert volle Konzentration.

Irgendwann fängt ein von der Straße getrennter Radweg an, um den ich sehr dankbar bin. Jetzt nur noch zum Hostel und dann nach etwas Essen in’s Bett fallen.

Mein Rad darf ich in eine Abstellkammer bringen, und was sehe ich dort? Hendriks Rad!

Ich muss sofort lachen, der Rezeptionist, der mich in den Raum führt, wundert sich, was mit mir los ist 😀 Wenn ich drüber nachdenke, ist es aber wohl gar kein so großer Zufall, obwohl wir uns nicht mehr über die Unterkunft abgesprochen haben. Es gibt zwar viele Hostels hier, aber wir haben wohl ähnliche Ansprüche und Suchkriterien und verwenden das gleiche Buchungsportal.

Nach dem (gemeinsamen) Frühstück beschließe ich heute noch weiter zu fahren, die Stadt ist mir irgendwie zu hektisch und der viele Verkehr gefällt mir nicht sonderlich. Hendrik bleibt noch, aber wer weiß, vielleicht sehen wir uns später noch mal wieder!

4 Kommentare zu „Platt, platter, Flo“

  1. Hallo Florian,
    du machst das echt toll und es ist schön, immer wieder etwas von Dir mitzubekommen.
    Wir denken ganz viel an Dich und wünschen Dir weiterhin gutes Durchkommen und viel Spaß auf Deinem Weg. Halt Dich tapfer und pass auf Dich auf.
    Ganz liebe Grüße
    Heike und Elke

    1. Danke euch! Ich sende euch ganz viele liebe Grüße zurück und hoffe dass es euch auch gut geht! Bei mir wird gerade das Essen vorbereitet, ich habe bestes Wetter 🙂
      Bis bald! Flo

  2. Hej Florian,
    vielen Dank für Deine schönen und authentischen Tagesberichte und Bilder. Ganz schön schnell so ein Fahrrad ohne E-Motor ;-). Zu Deiner Bergetappe passend schicke ich Dir hier mal den Lieblingsspruch meiner Frau und mir am Berg:
    „Und nach einer weiteren Kurve gewinnen wir rasch an Höhe.“ Der baut doch so richtig auf, wenn man eigentlich schreiend vom Drahtesel springen möchte und denkt „Ach, was hab ich für ein schönes Hobby.“

    Wohin soll Deine Reise eigentlich hingehen? Hatte vergessen danach zu fragen.

    Viele Grüße, schönes Wetter und weiterhin tolle Begegnungen
    Franz

    1. Hallo Franz,
      schön von dir zu lesen 🙂 Ja, die Sprüche kenne ich, meine liebsten sind da „Noch zwei Kurven, dann sind wir oben“ (sagte das mal ein Kollege? Oder ein Freund? Ich weiß es gar nicht mehr…)
      Und manchmal muss man sich auch einfach nur die Müdigkeit aus den Beinen fahren (viele Grüße ;-))
      Wo es hingehen soll? Ja, das weiß ich selbst gar nicht (mehr) so genau. Da habe ich mir in den letzten Tagen und Wochhen viele Gedanken drüber gemacht. Vielleicht einfach nur in’s innere Ich? Oder in die Wohnzimmer der fremden Kulturen? Aber auch geographisch (wie du die Frage wahrscheinlich meintest) bin ich mir gar nicht mehr so sicher. Wenn ich so konkret gefragt wurde, sagte ich meist „Singapur“. Und gleich hinterher, dass das Ziel aber variabel sei, und ich einfach viele Länder und Kulturen „erfahren“ möchte. Sicher ist, ich will mindestens bis Istanbul. Wie es dann genau weiter geht, weiß ich noch nicht. Vielleicht werde ich es dort immer noch nicht wissen, und dann pro forma schon mal die nötigen Visa für die Weiterreise beantragen. Und weil die dann schon mal da sind, fahre ich eben weiter 😀 Vielleicht aber auch nicht. Mal sehen. Ich bin sehr gespannt, wie es in der Türkei und den muslimischen Ländern wird, und freue mich unheimlich darauf, gleichzeitig gibt es natürlich auch Heimweh.
      Lasst euch überraschen (ich tue es auch)!
      Viele Grüße
      Florian

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