Karpaten (Fortsetzung)

Nach dem tollen Zeltplatz (ich glaube da habe ich aufgehört zu schreiben), ging es weiter: „Eisernes Tor“!

Unheimlich schön!

Diese Kugel hat schon bessere Tage gesehen, ob sie wohl die Erde symbolisieren soll? „Bei unserer echten Erde könnte das nicht passieren, da die Gravitation auf allen Seiten in Richtung Kern wirkt“. Wenn man zuviel Zeit zum Nachenken hat, kommt manchmal schon Kurioses heraus. Zumindest bei mir!

Ich bin nicht lange unterwegs, da treffe ich Marc und Manfred und werde mit „Servus“ begrüßt. Sie stehen an einem Aussichtspunkt, von dem man den Steinkopf von Decebal auf der rumänischen Seite perfekt sehen kann:

Die beiden sind am Schwarzen Meer gestartet und fahren in umgekehrter Richtung wie ich zur Donauquelle. Sie kommen aus Regensburg! Dazu sind sie auch recht sportlich unterwegs, 120 km – 130 km am Tag. Allerdings ohne Camping, sie haben eine Liste mit zuvor recherchierten Unterkünften. In Rumänien und Bulgarien erwarten mich schlechte Straßen und nicht so nette Hunde, berichten sie. Ok, mit Hunden hatte ich in Serbien eigentlich keine großen Probleme (wie ich in meinem letzten Beitrag geschrieben hatte). Sie haben einen Ultraschallstopper. Finde ich gut, denn das ist sicher nicht so unangenehm für die Hunde, wie Pfefferspray, was ich deshalb auch wirklich nur im Notfall verwenden wollte.
Ich gebe ihnen noch Tipps, wo ich übernachtet habe, und dass man sich etwas weiter zwischen Tunnel und Umweg durch Tal und Bach entscheiden muss.
Auch etwas, das mich so begeistert, die Begegnungen und Informationen und Erfahrungen anderer Radfahrer. Das ist manchmal Gold wert (Tausend Dank nochmal an Doris und Stephanie!).

Die Karpaten sind hier schon fast zu Ende für mich, es waren die bisher besten Tage der Tour, auf jeden Fall landschaftlich. Viele Menschen treffe ich nicht, es gibt nicht so viele Orte und der Verkehr ist ziemlich entspannt hier. Dafür gibt es aber perfekte Straßen. Ich strampel noch einen Hügel hoch, und düse wieder hinunter („all die schöne, hart erstrampelte potentielle Energie, die jetzt durch den Luftwiderstand in nutzlose Wärme umgewandelt wird“ wie war das mit den kuriosen Gedankengängen noch gleich?).

So ganz genau weiß ich noch nicht, wie es weiter gehen soll. In die Stadt Dobreta Tr. Severin auf rumänischer Seite möchte ich auf jeden Fall, aber ob ich dann weiter durch Rumänien fahre und später wieder nach Serbien oder Bulgarien, weiß ich noch nicht so genau.

An einem Kraftwerk fahre ich erst mal rüber nach Rumänien. Bei der Einreise wundere ich mich dann, dass ich keinen Stempel in den Pass bekomme, auch auf Nachfrage nicht. Rumänien ist ja in der EU! Ich ärgere mich über meinen beschränkten Horizont. Ehrlichgesagt habe ich mich mit allem, was jenseits unser direkt angrenzenden Nachbarländer liegt, noch nie so richtig beschäftigt. Aber das soll sich nun ändern. Dass es hier schon eine Stunde Zeitverschiebung zu Deutschland gibt und welche Währung gilt, war mir auch nicht klar. Aber ich lerne jeden Tag dazu!

Die Straße ist perfekt ausgebaut, entsprechend ist leider auch der Verkehr. Nicht mehr so ruhig wie auf der anderen Donauseite.

In der Stadt angekommen, brauche ich erst mal Geld in Landeswährung. Da ich nun denke von Rumänien am nächsten Tag nach Bulgarien einzureisen und dann Richtung Süden, brauche ich nicht viel. Und serbische Dinar im Wert von 30€ habe ich noch. Also einfach diese tauschen. Aber nix da! Wird nicht getauscht in der Wechselstube. Dass Dinar außerhalb Serbiens nicht wirklich gehandelt würden, hatte ich gelesen, aber direkt in einer Grenzstadt? Das hatte ich nicht erwartet. Tausche ich eben Euros. Für einen Tag möchte ich die Kreditkarte nicht zum Abheben nutzen.

Nach dem ich meinen knurrenden Magen gestillt habe, geht es Richtung Zeltplatz, in meiner Karte ist einer verzeichnet. Aus dem Grundstück dort kommt mir ein Auto entgegen, dessen Fahrer ich frage. Er macht eine abwinkende Geste und verzieht das Gesicht. Wo ich denn campen könnte, frage ich. „50…… “ (er zeigt mit der Hand in eine Richtung) „… Kilometr“.
„Na danke“, denke ich. Hinter ihm kommen nun 4 oder 5 große, bellende Hunde angelaufen. Und ich sehe zu, dass ich Land gewinne. Kurz zuvor kamen mir beim Vorbeifahren an einem anderen Grundstück schon ein Rudel großer Hunde entgegen. Einen Zaun gab es da auch nicht. Das ist was anderes als ein oder zwei kleine kläfffende Hunde, die gerne Radfahrer hinterherrennen und bellen.

Keine Lust mehr! Für heute. Ich suche mir das nächste Hotel, und radel dahin. Zum Glück ist es nicht weit und auch nicht teuer, und auf dem Weg sehe ich ein paar schöne Plätze wo ich das Zelt aufstellen könnte, aber gedanklich freue ich mich schon auf ein helles, warmes Zimmer mit  Dusche und WLAN. Keine Ahnung ob das eine Einzelerfahrung war oder nicht, ich möchte keine Hunde mehr sehen. Vielleicht tue ich Rumänien unrecht, aber das ist mir im Moment egal.

Am nächsten Tag fahre ich zum nächsten Grenzübergang nach Serbien (zurückfahren wollte ich dann doch nicht, auch wenn der andere Übergang nach Serbien näher gewesen wäre). Meine serbischen Dinar möchte ich ja auch nicht wegwerfen und in Negotin gibt es eine tolle Unterkunft, die Stepanie und Doris empfohlen hatten. Seitdem habe ich die Visitenkarte davon in meiner Lenkertasche.

Auf dem Weg halte ich mittags in einem kleinen Ort an einem überdachten Picknickplatz, um zu kochen und die Zeit der stärksten Sonne abzuwarten:

Dann gilt es ein gutes Stück Steigung zu überwinden. Irgendwann folgt mir ein weiterer Radfahrer, der sich mir anschließt. Viel Windschatten kann der aber nicht erwarten, denke ich, bei 5-8 km/h und wundere mich etwas. Ich bin doch viel langsamer als er! Als es später bergab geht, lasse ich mich rollen und ihn überholen. Ich schätze er wollte nur Gesellschaft, er hat zumindest nett gegrüßt, als er an mir vorbeigefahren ist, verstanden habe ich ihn aber leider nicht.

Noch eine weitere Hundebegegnung reicher (ich weiß nun, dass das Pfefferspray funktioniert, treffe aber zum Glück der Hunde nicht und zu meinem Glück werden sie im gleichen Moment von Herrchen zurückgerufen. Ach ja, Zaun bedeutet nicht, dass die Hunde nicht einen Weg dran vorbei oder drunter durch kennen.) erreiche ich den Grenzübergang. Interessanterweise (Ironie des Schicksals?) liegen in Grenznähe zwei große Hunde, die mich auch nochmal verfolgen. Schöner Abschied! Aber ich kann nun nachvollziehen, was Marc und Manfred vermutlich meinten.

Die Unterkunft entpuppt sich als Glücksfall. Ich werde freundlich begrüßt, es ist pikobello sauber und ich plauder abends noch lange mit dem Gastgeber, der Tochter und einem Wiener, der hier geboren ist und Urlaub macht. Später gehen wir zusammen Pizza essen.

Ich entscheide mich dazu, hier noch einen Tag auszuruhen und nicht direkt weiter zu fahren. Wie sich noch herausstellen sollte, wahrscheinlich eine ziemlich gute Entscheidung!

2 Kommentare zu „Karpaten (Fortsetzung)“

  1. FLO! Vielen vielen Dank für deine tollen Blogeinträge! Man hat das Gefühl, dass man ein Stück mit dir unterwegs ist!
    Ich bin mega stolz auf dich!
    Und du fehlst mir! Deine kleine Schwester

    1. Hey Vicky!
      Das freut mich mega hier von dir zu lesen!
      Viele Grüße aus Bulgarien! Werde wohl leider erst heute Abend dazu kommen einen neuen Beitrag zu schreiben, aber es geht mir sehr gut! Aber du fehlst mir natürlich auch!
      Liebe Grüße Flo

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