Einem Mückenspray bin ich noch nicht begegnet, aber dafür hatte ich viele andere tolle Begegnungen (leider auch einige nicht so schöne, aber die beschränken sich auf die Mücken).
Ok, ich gebe es zu, wirklich gesucht habe ich auch noch nicht nach einem Mückenmittel. Wird morgen sofort gemacht!
Im Hotel waren sie im vollen Gange mit den Vorbereitungen auf den Saisonstart, obwohl der zumindest wettertechnisch wohl schon längst stattgefunden hat. Ich werde noch auf einen Kaffe eingeladen und mache mich dann nach einem sehr netten Gespräch auf den Weg. Es ist schon 12 Uhr, als ich starte. Trotzdem möchte ich wenigstens noch ein paar Kilometer zurücklegen, vor der Mittagspause. Im nächste größeren Ort, Kavala gibt es einen Campingplatz, den ich mir mal grob als Ziel für den heutigen Tag vornehme.
Das Meerwasser erscheint unheimlich klar und blau, und nicht selten bleibe ich stehen um ein paar Bilder zu machen, oder einfach nur zu schauen:


Sehr viele Häuser, die ich sehe, sind wohl noch unbewohnt, mit geschlossenen Läden, aber die Saison hat ja auch noch nicht angefangen.
Mich stört es nicht, im Gegenteil! Mit viel Trubel und Touristen wäre es bestimmt anstrengender hier unterwegs zu sein. Obwohl ich ja selbst ein Tourist bin.
Ein Schild am Weg sagt mir, dass es hier in der Nähe einen Platz mit heißen Quellen geben soll. Es ist nicht viel Umweg und ich wollte ohnehin Mittagspause machen. Der Ort, den ich hier entdecke, ist spannend und gleichzeitig ungewöhnlich. Fast eine Art „Lost Place“. Einige verfallene Häuser, mit Graffiti etc. gibt es hier:

Dieses Graffiti fand ich ziemlich sympathisch 😀
Etwas weiter höre ich dann Stimmen, und treffe auf vier Griechen, die das Wasser der heißen Quellen in einem natürlichen Pool genießen. Sie haben nichts dagegen, dass ich ihnen Gesellschaft leiste und so komme ich nun doch noch zum Bad in der heißen Quelle (nachdem ich in Bulgarien keine Lust hatte). Aber es ist hier auch wirklich schön, und der Pool im Schatten gelegen. Das Wasser hat die ideale Temperatur, nicht zu heiß.
Mit einem der vier unterhalte ich mich lange auf Englisch, er ist sehr neugierig, was meine Tour angeht. Später kommt noch ein älterer Mann dazu, der auch in Badehose in den Pool steigt. Er spricht deutsch, sogar ziemlich gut und hat mal längere Zeit in Deutschland gelebt. Als er erfährt, dass ich heute noch nach Kavala möchte, ist er erstaunt. Das sei doch ganz schön weit und auch ziemlich bergig! Damit hatte ich nicht gerechnet, aber zuggegeben habe ich heute auch nicht wirklich auf das Höhenprofil der Strecke geachtet.

Als ich mich gerade wieder auf den Weg machen möchte, erscheint noch Max, aus Fankreich. Er ist mit dem Motorrad unterwegs und kommt gerade aus Istanbul. Ein super netter Kerl, der mir auch noch einen Platz zum Zelten am Strand empfiehlt.

Auf dem Rückweg entdecke ich hier noch mehr Quellen:


Schade, dass die Gebäude so heruntergekommmen sind. Seit wann das ganze so aussieht, dazu höre und lese ich aber ziemlich Verschiedenes.
Kurz nachhdem ich dann wieder auf dem Rad sitze, kommen mir auf der anderen Seite der Fahrbahn zwei Radfahrer mit stark bepackten Rädern entgegen.
Es sind Max und Nicolas! Schon wieder zwei Franzosen. Witzig, dass ich so kurz nacheinander zwei französische Mäxe kennenlerne.

Sie kommen aus Singapur! Sind seit Oktober unterwegs und nun kurz vor ihrem Ziel wieder daheim anzukommen. Man kann sie im Internet unter „Never Bike Down“ finden.
So viele tolle Begegnungen nun schon, das hätte ich mir nicht erträumt vorher. Max und Nicolas berichten mir auch noch von zwei weiteren Radlern, die wohl etwas weiter in meine Richtung unterwegs sein müssen.
Die Wahrscheinlichkeit für Treffen steigt natürlich an Strecken wie Küstenstraßen, oder offiziellen Radwegen, oder in Unterkünften in deren Nähe. Trotzdem bin ich einfach nur noch begeistert.
Sie wundern sich etwas darüber, dass mein Rad so sauber sei (ok, die Reifen sind gerade ziemlich verschlammt, wegen einer matschigen Stelle am Weg zu den heißen Quellen, aber das fällt fast nicht auf, ist schon wieder angetrocknet). Später fällt mir ein, dass es das letzte Mal so richtig geregnet hatte, als ich noch in Budapest war. Bis auf eine kurze Ausnahme, an dem Rekordtag als wir nach Bulgarien eingereist sind und gut 100 km zurückgelegt hatten. Aber das war nicht viel.
Überhaupt sind mir die Begegnungen das Wichtigste an meiner Reise, das wird mir immer mehr bewusst, je länger ich unterwegs bin. Schön, dass es gleich so tolle und viele sind. Höhepunkte sind natürlich Treffen mit anderen Reiseradlern, aber die trifft man ja auch nicht jeden Tag.
Abends kaufe ich in einem Lidl ein (so viel Auswahl bin ich gar nicht mehr gewohnt, nach den serbischen und bulgarischen Dorfläden). Die Kassiererin merkt, dass ich kein griechisch spreche, wohl spätestens, als ich auf die Preisanzeige der Kasse schauen muss. Sie wiederholt aber in dem Moment den Preis sofort auf englisch.
Hinter mir kommt ein älteres Ehepaar, welches sie mit „Hallo, wie geht’s?“ in perfektem deutsch begrüßt. Ich muss innerlich grinsen und drehe mich schon fast zum Gehen um. Da schaut sie mich an und sagt auf deutsch: „Tschüss!“, und ist einen Moment total verwirrt, lacht und entschuldigt sich auf englisch. „Kein Probblem, ich spreche auch deutsch“, sage ich und muss mitlachen.
Überhaupt treffe ich viel mehr deutsch sprechende Menschen, als ich gedacht hattte. Auch der Grieche an der heißen Quelle heute sprach ja deutsch. Übrigens, seine Voraussagge ist zum Glück nicht einggetroffen, die Strecke war relativ flach, aber vielleicht hat man durch die umliegenden Berge einen anderen Eindruck.
Zum Abschluss gibt es heute noch ein nicht mehr so aktuelles Strandbild, das ich gestern schon aufgenommen hatte.

Guten Morgen lieber Flo,
es ist wirklich toll , dass du so viele besondere Menschen
kennenlernen kannst … deine Fotos sind wieder mal klasse geworden
…. aber die vom Meer sind mir am liebsten 😉 ich wünsche dir
eine gute Zeit und wohlverdiente Erholung erstmal am Meer .
Herzliche Grüße Mama
Danke Mama 🙂 Ja, es ist richtig schön am Meer!
Aktuell bin ich wieder ein wenig durch das Landesinnere unterwegs, aber das liegt am Verlauf der Straßen. Mein Weg führt aber wieder Richtung Meer, jetzt noch 20 km. Habe gerade einen Kaffee getrunken und mache mich gleich auf den Weg dorthin!
Liebe Grüße!