Rückenwind :-)

Heute radel ich komplett in langer Kleidung, da ich gestern zu lange mit kurzer Hose unterwegs war und ganz schön verbrannte Schenkel dafür kassiert habe.
Es geht noch ca. 10-15 km südwärts, wieder mit Gegenwind, währenddessen ich immer gefrusteter werde. Es macht einfach keinen Spaß. Und mein Hintern tut so weh, dass ich kaum noch auf dem Rad sitzen kann. Plan war urspünglich an der Südspitze auf den Gardasee zu treffen, um dann auf der anderen Seite wieder Richtung Norden zu fahren (nicht am Ufer, da ist zu viel los).
Im Schatten am Wegesrand überlege ich dann, wie es weiter gehen soll. Währenddessen fahren sich einige Rennradler auf dem Radweg fast über den Haufen, während sie zu mir rüber sehen (ich gerade Kaffee kochend). Ein anderer Reiseradler mit Hündchen im Korb leistet mir für einige Zeit Gesellschaft. Überhaupt sehe ich gefühlt mehr Leute, die mit Hunden im Anhänger unterwegs sind, als mit Kindern.
Zufällig entdecke ich, dass die Schnürung an meinem Sattel durchgescheuert ist. Vielleicht trägt das zu meinen Hinterteilbeschwerden bei, der Sattel ist ein wenig „außer Form“. Aber das ist schnell korrigiert.

Umkehren ist zwar nie leicht (z.B. weil ich die Strecke heute dann ja komplett umsonst geradelt bin), aber ich heute schaffe ich es mich dafür zu entscheiden. Und auf einmal läuft es! Die Stimmung ist eine komplett andere, es macht wieder Spaß und ich genieße den Rückenwind und die Aussicht, etwas früher wieder daheim zu sein.

Die Landschaft ist fantastisch:

Blechlawine am Wegesrand:

Noch 20 km bis Bozen, ca. 19 Uhr und ich bin so optimistisch, dass ich dort am Campingplatz anrufe und frage (ohne viel Hoffnung), ob noch ein Plätzchen frei ist, und tatsächlich! Ich benötige zwar einen eigenen Stellplatz, da die Zeltwiese wegen Corona geschlossen ist, aber das ist ok.

Einfahrt in Bozen (die Strahlen kommen übrigens nicht aus Photoshop, sondern waren tatsächlich genau so zu sehen):

Als ich mein Rad über den Campingplatz schiebe, entdeckt mich ein kleiner Junge und ruft begeistert: „Mama! Die Post!“ Die Mutter daraufhin grinsend: „Nein, das ist nur ein Mann mit viel Gepäck.“ („…und mit einem gelben Fahrrad…“ ergänze ich gedanklich)
Klasse 🙂 Mein Highlight des Tages. Ich verspreche ihnen beim nächsten Mal auch Briefe oder Pakete mitzubringen.