Wie gestern, muss ich auch heute noch einige Höhenmeter zurücklegen (das Raupenschlaraffenland liegt auf der Spitze eines Hügels und dahinter folgt noch einer). Die Landschaft wird aber viel interessanter, es geht zwischen den Bergen hindurch, an Flüssen entlang.




Wunderschöne Abfahrt in einen Ort.

Mittagessen in einem recht großen Ort. Ich schlage mir den Bauch (zu) voll.
Einkauf, tanken (diesmal wird meine Kocher-Flasche anstandslos befüllt) und das Rad ist gleich 4 kg schwerer. Ziel ist ein 38 km entfernter Campingplatz.
Der Wind bläst aber so stark entgegen, dass ich stellenweise nur schieben kann. Ein paar Italiener radeln vorbei, wir machen ein paar Witze, ich kann sie aber nicht überzeugen, mich den Berg hochzuziehen. Also muss ich alleine strampeln.
An einigen Stellen, wenn es zwischen Felsen duchgeht, wo der Wind wie ein Trichter durchfegt, wirft es mich fast um. Ich zähle jeden Meter, den ich vorankomme.

Auf diesem Abschnitt läuft die Straße Richtung Westen, statt Süden. Ich nehme an, dass ich daher einfach da durch muss.
Nach 11 km komme ich an einem Campingplatz an. Er hat super Bewertungen, aber es ist erst 16 Uhr und der nächste „nur“ 27 km entfernt. Der war ja auch das eigentliche Ziel. Zu meinem Verderben trägt vielleicht auch bei, dass es gerade bergab geht. Ich fahre weiter.
Der Wind wird nicht schwächer. Ich kämpfe und kämpfe. Jetzt hört auch noch der Asphalt auf. Langsam wird es unsicher, ob ich es noch schaffen kann.
Dann komme ich an diese Stelle:





Es ist der Wahnsinn. Ich mache Bilder und Bilder. Leider erwische ich nicht mehr den Moment, in dem die Sonne in Strahlen den Boden beleuchtet, was bei dieser staubigen Luft und dem bewölkten Himmel richtig gut aussah. Ein paar Minuten warte ich noch, aber dann muss ich wirklich los.
Mein Tacho zählt nur Höhenmeter. Keine Windmeter. Davon gäbe es heute genug. Links und rechts der Straße gibt es keine Übernachtungsmöglichkeiten, es sei denn ich würde das Zelt direkt auf den Schotter neben die Straße stellen. Bei dem Sturm wäre das kein Vergnügen.
Hin und wieder fangen auch noch Regentropfen an zu fallen. Ich warte irgendwie nur noch drauf, dass ich noch einen Platten bekomme 😮
Besonders schlimm sind die Stellen, an denen Felsvorsprünge herausstehen, beim Umfahren von diesen ist der Wind so stark, dass er mich auf dem Schotter aus der Spur drückt.

Die Beine brennen und sind dankbar, für diese Wolkenstimmung, so haben sie etwas Pause für die Dauer des Fotos.
Es ist schon recht dunkel. Was aber natürlich auch an den Wolken liegt. Ein Gutes hat es. Die Bremsen stören mich bei diesem Sturm nicht.
Es ist dann fast 20.30 Uhr, als ich an der kleinen Farm ankomme. Als ich die Sonnenbrille abnehme, merke ich, dass es auch noch gar nicht sooo dunkel ist.

Mäh!
Der Farmer führt mich um eine Hütte, wo schon ein paar andere Radler gerade Zelte aufbauen. Hier ist es fast windstill.

Die Nacht ist nicht sonderlich, Hunde bellen, ich liege irgendwie mit dem Kopf tieffer als an den Beinen und wache nachts mit Kopfschmerzen auf. Mein Zeltnachbar schnarcht. Kopfschmerztabeltten, eine 180° Drehung (jetzt liege ich zwischen zwei paar Schuhen am Fußende der Matte und Träume bestimmt von Käsefondue) und Ohrverstopfstöpsel lösen das Problem irgendwann.

Olivier, aus Frankreich, den ich zusammen mit Sarah vor ein paar Tagen kennengelernt habe, ist auch hier und hat die Nacht in der Hütte geschlafen. Er hat uns am Abend noch eine interessante Geschichte seiner China-Radtour erzählt. Leider war seine Nacht heute nicht besser als meine, und er macht deshalb erst mal langsam weiter. Er war übrigens auch am Raupen-Campingplatz, ist aber wegen dieser dann zum nächsten weiter gefahren.
Robert aus Berlin fährt im Sommer Fahrrad-Rikscha und nutzt die Winter zum Reisen. Er fährt mit Anhänger und in Gegenrichtung. Wind scheint ihm nicht viel auszumachen, dafür der Verkehr auf den schlechten Straßen, der jedes Mal riesige Staubwolken aufwirbelt, wenn er an einem vorbei fährt. Er freut sich auf Asphalt. Für mich wird davon dagegen nicht mehr viel kommen auf dieser Reise.
Um 10.30 Uhr bin ich wieder auf dem Rad. Die Gegenwindetappe habe ich zum Glück hinter mir. Und auch die Straße ist nicht zu schlecht, denn:

Es ist nicht Schnee, der hier geräumt wird.

Wie scharf hier die Baumgrenze verläuft!

