Im Juni 2018 schrieb ich schon mal von einer „Stadt des Windes“, aber diesen Titel muss ich neu vergeben.
An eine Stadt, deren Wikipedia-Artikel davon spricht, nur per stundenlanger Busfahrt erreichbar zu sein. Dem muss ich widersprechen.

Schöner Wasserfall am Wegesrand. Wer möchte, kann es von mir auch zur Meditationsübung als Video geschickt bekommen.
Am Morgen geht es weiter Richtung Norden, zu besagter Stadt, namens „El Chaltén“.

Der Weg ist am Anfang öfter überflutet und ich stehe immer vor der Frage, ob ich die Schuhe beim Durchfahren ausziehen soll oder nicht. Ist schwierig abzuschätzen, aber nasse Füße riskiere ich lieber nicht.

Dieses Bild wird mir ein wenig zum Verhängnis. Ich hole die Kamera aus der Lenkertasche, verschließe sie aber nicht. Dann macht es „platsch“, mein Fahrrad liegt vom Wind umgestoßen am Boden, und der Inhalt der Lenkertasche im Wasser (im See direkt links außerhalb des Bilds). Geldbeutel, Pass, Powerbank, Telefon, und das zweite Objektiv gehen auf Tauchfahrt.

Komplett abgesoffen.
Sau ärgerlich, ich versuche das meiste Wasser rauszubekommen, schreibe das Objektiv aber schon ab. Zum Glück ist meine Stimmung so gut, dass selbst das ihr nichts anhaben kann.
Radeln und singend geht es weiter, der Wind wird dabei immer stärker.

An einem Parkplatz hält gerade ein Bus, ich versuche, zu ihnen zu kommen, aber der Wind ist so stark, dass nur das Überqueren der Straße eine Herausforderung ist (Seitenwind statt Rückenwind)

Schwierig in Bildern festzuhalten.


Wellen im Fluss und der Pfütze

Ich fahre mit 20 km/h – 30 km/h auf Schotter dahin, ohne zu treten! Teilweise wird der Wind so stark, dass ich bremsen muss, da ich schneller werde, als ich den Schlaglöchern ausweichen kann. Einige Male hebt es mir das Shirt hoch und sandstrahlt meinen Rücken.
Dann komme ich an und setze mich in das erstbeste Café:

Erst mal schauen, wo man hier unterkommen kann, im WLAN surfend. Das Objektiv versucht währenddessen auf der Fensterbank zu trocknen.
Campen möchte ich heute nicht, wegen des Windes.


Viele Unterkünfte sind ausgebucht
Schließlich nehme ich einfach ein Einzelzimmer, das ist zwar teurer, aber noch frei.
Bei dem Wind ist es auch kein großer Spaß draußen rumzulaufen.

Das Schild spricht Bände. Ob das hier normal sei, wird in meiner Unterkunft einfach mit „ja“ beantwortet.

Dieses Vorurteil ist mir immer noch lieber als der andere Typ, mit dem Deutsche oft in Verbindung gebracht werden.
Nach meiner Ankunft fällt erst mal der Strom aus. Immerhin scheint die Sonne, in der einige Dinge trocknen können.
Auf der Straße mache ich viele Begegnungen. Rebecca, die Australierin von der chilenischen Grenze. Sie möchte auch zum Mount FitzRoy wandern. Und so verabreden wir uns zum nächsten Morgen an der Straße. Wer weiß, wie lange der Strom noch wegbleibt. Und ohne diesen auch kein WLAN, ohne das keine Kommunikation.
Währenddessen laufen die beiden Spanier vorbei, die zu Fuß um den Lago del Desierto los sind. Sie sagen, sie haben 7 Stunden gebraucht, und in der Mitte des Weges gezeltet.
Die Restaurants sind voll, aber auch stromlos. Zum Glück ist warmes Essen trotzdem kein Problem. Irgendwann kommt auch der Strom wieder, und es gibt Applaus. Leider hält der nur für eine halbe Stunde.

Als es dunkel wird, werden Kerzen verteilt. Bier wird unter Handylicht gezapft.
Am nächsten Morgen ist alles wieder normal. Die Wanderung zum Mount FitzRoy ist wunderschön und bei bestem Wetter.



Kleiner Gletscher am Wegesrand



Campingplatz im Wald am Kreuzungspunkt vieler Wanderwege

Lago de Los Tres

Dafür, dass das Objektiv kurz vorher noch recht nass war, doch gar nicht so schlecht, oder?
Oben gibt es Cookies als Belohnung. Der letzte Kilometer ist ziemlich steil und felsig. Astrid treffen wir gleich zwei Mal. Auf dem Weg hoch, wo sie etwas traurig erscheint, dass eine Wolke vor dem Berg hing, als sie oben war, und dann nochmal beim Abstieg, als sie wieder hoch läuft um doch noch einen Blick bei gutem Wetter auf den Berg zu bekommen. Sie läuft das steilste Stück also vier Mal.




Die windige Stadt von oben