Abenteuerlicher Grenzübertritt

Freitag kommt die erlösende Whatsapp Nachricht. Der Hafen wird morgen wieder geöffnet und die Fähre kann ablegen. Die Räder sollen um 15 Uhr am Fährbüro abgeben werden, damit am nächsten Morgen alles bereit ist. Es regnet in Strömen zu dem Zeitpunkt.

Zum Glück nicht am nächsten Morgen. Zum Hafen geht es in einem Pickup, kurz nach 5 Uhr, es ist noch dunkel.

Von der Waschbrettpiste merkt man fast nichts. Wie bequem man reisen kann!

Räder und das meiste Gepäck sind schon verstaut. Die Räder reisen auf dem Dach, das Gepäck ist sicher verstaut und die Passagiere haben bequeme Sitze.

Der Ausblick wird etwas erschwert, da die Fähre zwar außen Scheibenwischer hat, aber innen nicht, wo sie heute definitiv nützlicher gewesen wären.

Jetzt im Hellen kann ich auch ein Foto der Fähre machen, auf der anderen Seite des Lago O’Higgins.

Wir sind doch einige Backpacker und Radreisende, die nun hier vor der chilenischen Grenzstation warten.

Respekt an die Liegeradler. Besonders die Schiebepassagen stelle ich mir damit schwierig vor.

Nachdem jeder seinen Stempel bekommen hat (es gibt Horrorgeschichten von Menschen, die dies vergessen und es erst an der argentinischen Grenze gemerkt haben, also wieder zurück und alles drei mal laufen mussten – ob sie stimmen, weiß ich aber nicht), geht es erst mal bergauf, auf übelstem Schotter, mit teils faustgroßen Steinen. Auch hier ist schon Schieben angesagt, an vielen Stellen.

Dieses Schild steht oben, an der Stelle, an der Weg in einen schmalen Pfad übergeht. Die eigentliche Grenzstation erwartet uns erst unten am See.

Aber genau dieses ist ja das Interessanteste. Über das ich schon so viele Geschichten gehört habe.

Tatsächlich geht es über Baumstämme, Wurzeln, sehr oft muss ich das Rad um Wurzeln und Steine herum manövrieren, da vor allem die vorderen Taschen oft anstoßen. Eine Radlerin kommt entgegen, ihre Ortliebs über den Rücken geschlungen statt am Rad und meint es seien noch zwei Stunden bis nach unten.

Bald sind wir eine richtig große Gruppe an Radlern, die sich zusammen den Weg Bahnen. Ein Backpacker ist auch dabei und hilft an den schwierigen Stellen.

Drei oder vier Mal müssen die Räder über Lose Holzstämme balanciert werden. Hier ist es Gold wert dass wir uns gegenseitig helfen können.

Alle schaffen es, niemand stürzt ab.

Viele flachere Bachdurchquerungen oder sumpfige Stellen können zu nassen Füßen führen.

Der ausgetretene Pfad ist sehr schmal

Wir jubeln als wir endlich den Mount Fitzroy zu Gesicht bekommen.

Fantastischer Anblick

Geschafft! Es ist noch recht früh, und die Formalitäten schnell erledigt. Die Fähre unserer Agentur geht aber erst am nächsten Nachmittag. Viel zu tun gibt es hier nicht. Wir beginnen die Zelte aufzustellen. Einige machen sich auch auf den Weg, zu Fuß um den Lago del Desierto zu laufen. Zwei Berliner, die mit Rucksack unterwegs sind, aber auch zwei Spanier mit Fahrrad.

Nun kommt die Nachricht, es könnte eine Fähre noch heute fahren, wenn mindestens 5 Personen dabei sind. Schwierige Entscheidung. Das Ticket für morgen ist schon bezahlt, umgerechnet 60€ und wird von der „extra-Fähre“ sicher nicht akzeptiert, da es ein anderes Unternehmen ist. Es wird noch mal so viel kosten. Die Nacht und morgen soll es aber regnen. Und wer weiß, ob das Wetter der morgigen Fähre nicht einen Strich durch die Rechnung macht.

Also baue ich das Zelt wieder ab und starte noch heute über den zweiten See:

Unser Fährmeister, glücklich, nachdem auch das Lastenrad mit vereinten Kräften auf das Dach gehoben wurde. Es wiegt das Doppelte meines Rades, 40 kg, Gepäck nicht eingerechnet. Ich bewundere den Radler und bin etwas beruhigt, nicht mehr der am schwersten Bepackte zu sein.

Gletscher

Gletscher mit Lastenrad

Die zweite Nussschale ist deutlich langsamer als die erste. Wir schippern im Fußgängertempo über den See. Währenddessen frage ich mich, wo zur Hölle am Ufer ein Pfad sein soll, der um den See herumführt. Es ist nur steiler Fels, bedeckt mit Bäumen zu sehen.

Zum Glück gibt es auf der anderen Seite ein Hotel, das überraschend günstig ist und sogar noch Pizza und Bier serviert.

Draußen regnet es in der Nacht ordentlich, gut die Fähre genommen zu haben.

Von hier sind es noch 30 km nach El Chalten, die in Angriff genommen werden, sobald am nächsten Morgen der Regen nachgelassen hat.

Ab jetzt: Radeln in Argentinien!