Ist der Radweg hier zu Ende?

Gestern hatte ich noch einen ganz entspannten Tag in Budapest, leider verregnet, daher habe ich mir das Auf-den-Berg-steigen-und-die-tolle-Aussicht-über-die-Stadt-bewundern gespart. Ich wäre nur noch nasser als ohnehin schon geworden und viel Sicht gab’s eh nicht. Dafür habe ich bemerkt, dass meine Schuhe wohl nicht mehr wirklich wasserdicht sind. Naja.

Heute ging es dann weiter Richtung Süden. Das Wetter war gut gemeldet. Doof nur, wenn man nicht auf den Wind achtet, denn das Erste, das mir aufgefallen ist heute Morgen, war der Sturm! Das Zweite dann der fehlende Radweg.

Der offizielle Weg ist ein ziemlicher Matschpfad, abgesehen davon gibt es nur größere Straßen, die stark befahren sind. Irgendwie schaffe ich es bis zum nächsten Ort um da frustiert und irgendwie platt in einem Fast-Food-Tempel einzukehren (es ist aber auch zu verlockend, man kennt es, es gibt WLAN, es ist warm, windgeschützt, etc.) Da mittlerweile Mittag ist, passt es irgendwie und ich muss meine Feiertags-Vorräte sowieso noch etwas schonen.

Also erst mal einen Plan machen. Ursprünlich wollte ich wieder mal zelten, aber da der Sturm auch nachts anhalten soll, möchte ich drauf dann doch verzichten. Es ist aber schwer, eine Unterkunft zu finden, wenn man nicht weiß, wo man langfahren kann, und wie weit man noch an dem Tag kommt. Außerdem bin ich auf Brücken angewiesen, wenn ich die Donau queren möchte, und so viele gibt es davon auf der heutigen Strecke nicht (nämlich keine, abgesehen von der gleich am Anfang bei Budapest).

Irgendwann entscheide ich mich dann doch für eine Unterkunft und entwerfe eine Strecke in der virtuellen Karte, auf der ich so wenig stark befahrene Straße wie möglich im Weg habe. Mir fällt ein, dass ich kurz vor Wien noch eine Warnweste gekauft habe, die kann ich vielleicht gebrauchen!

Es rollt ganz gut, die Wege sind nicht die besten, aber ok. Dafür ist es interessant:

Der Weg wurde gerade neu gepflastert, etwas weiter war er schon fertig, leider stand ich dann vor einem Hindernis:

Mit bepacktem Rad kein Vorbeikommen. Links und rechts ist Erde aufgeschüttet, das ist zu steil. Klar, ohne die Taschen wäre das kein Thema! Faul wie ich bin versuche ich es trotzdem:

Das Schild war eh umgeweht worden. Dann fällt mir auf, dass es trotzdem nicht klappen kann, das Rad müsste erstmal komplett hoch, bevor es wieder runter kann, und dafür ist kein Platz.
Am Ende gebe ich mich geschlagen, hänge die zwei Vordertaschen aus und schiebe das nun leichtere und schlankere Rad an der Barriere vorbei. Hätte ich auch gleich so haben können!

Irgendwann lenkt mich meine geplante Route auf eine größere Straße, die offiziell nicht von Rädern befahren werden darf. Für ein kleines Stück sicher ok, denke ich mir. Als ich später wieder runter möchte von der Straße, da die Schilder mir ein schlechtes Gewissen machen, zeigt sich die Alternative so:

Ich entscheide spontan, doch auf der Straße noch die restlichen Kilometer zurückzulegen. Zumal hier jetzt ziemlich wenig Verkehr ist und die Autofahrer sehr rücksichtsvoll sind und beim Überholen fast immer komplett auf die Gegenspur wechseln. Zum Glück läuft parallel noch eine Autobahn, was den meisten Verkehr hier abhält, und heute ist Feiertag. Es wundert oder beschwert sich auch niemand über mich, und ein Radler kommt mir sogar entgegen.

Der Wind kommt meist von der Seite, oder leicht schräg von hinten und hilft mir beim Vorwärtskommen nicht, da ich ständig gegenlenken muss. Nur einmal habe ich vollen Rückenwind und fahre mühelos mit 36 km/h dahin. Mehr als das Doppelte meiner normalen Geschwindigkeit!

Als ich im Zielort eintreffe, geht gerade die Sonne unter:

An der Unterkunft stehe ich dann vor einem eingezäunten Grundstück, einen richtigen Eingang mit Klingel finde ich nicht, es scheint ziemlich verlassen zu sein. Nur ein Schild mit Telefonnummer hängt am Zaun. Ein Blick in’s Handy sagt mir, das ist die gleiche Nummer wie auf Booking.com. Also rufe ich an. Eine Frauenstimme meldet  sich. Die Frage nach Englisch wird verneint (zumindest glaube ich, dass es nein heißt), also sage ich meinen Namen nochmal sehr deutlich, in der Hoffnung, dass ihr klar wird, was mich möchte. Zuletzt fällt mir dann noch ein „Booking.com“ zu sagen. Das hat offensichtlich funktioniert, ich bilde mir ein, der darauf folgende Satz bedeute etwas wie „Eine Minute bitte“ oder so. Und tatsächlich, sie kommt etwas später über die Straße und zeigt mir mein Zimmer. Dann findet sich sogar noch ein Sohn (?), der zum Glück englisch spricht und mir erklärt, wo ich mein Rad hinstellen kann und am nächsten Tag den Schlüssel lassen soll.

Vielleicht probiere ich morgen mal die andere Donau-Seite? Mal sehen, wie das weiter geht, die Straße ist nicht so berauschend, außerdem auch ziemlich langweilig.

Danke übrigens für die vielen lieben Kommentare, das ist wirklich mega toll und echt motivierend. Schön, zu wissen, dass ich nicht ganz so alleine unterwegs bin 🙂