Im Osten geht die Sonne auf, im Norden nimmt sie ihren Lauf…

…im Westen wird sie unergeh’n, im Süden ist sie nie zu seh’n.
Pünktlich um 9 Uhr steht das gepackte Rad vor der Tür des Restaurant, jetzt noch Frühstück und dann los!

Aber es kommt anders, José sitzt schon und fängt gerade an, Mate zuzubereiten. Ich hatte es mir gestern gewünscht, aber selbst schon wieder vergessen. Dass es so eine richtige Zeremonie werden würde, hatte ich allerdings nicht geahnt!

Er erklärt uns (einer Britin und mir, David uns seine Frau sind gestern schon weiter geradelt) alle Details zur Zubereitung und wie man ihn trinkt.

Schon das Mischen der Blätter ist speziell. Die großen Stücke sollen nach unten, also muss kopfüber geschüttelt werden. Nicht dass sonst nachher der Strohhalm verstopft.

Und auf keinen Fall den Strohalm bewegen! Das darf nur der Chef 😀 Es wird erst immer nur ganz wenig Wasser aufgegossen, damit man immer frische Mate trinken kann, ca. 2-3 Schlückchen, dann wird der Becher zurück zum Chef gegeben, der neu aufgießt und ihn der nächsten Person in der Runde reicht.

Während der Zeremonie erzählt er uns viele Details zu seiner Familie, wie sie hier her gekommen sind, was sie für Pläne und Wünsche haben. Wir sitzen zwei Stunden zusammen, bis Sarah und ich endlich aufbrechen. Sarah ist schon seit November unterwegs, und muss im März zur Hochzeit ihrer Tochter wieder zurück sein.

Unser Campingplatz von oben. Es geht nämlich erst mal 200 hm bergauf.

Sarah und ich überholen uns öfter gegenseitig, ich halte öfter mal an, und sie fährt dafür etwas langsamer. Meist sehen wir uns irgendwo an Bushäuschen.

Im nächsten Ort sehe ich nochmal José, mit seiner Frau und den beiden Kindern.

Überhaupt ist heute Tag der Begegnungen. Als ich gerade essen koche in einem Bushäuschen, radelt Sarah wieder mal vorbei, winkt und fragt ob alles ok ist. Gleichzeitig halten die beiden Franzosen, Michel und Miguel an und gesellen sich zu mir. Wir sinnieren, ob es besser ist die Schotterstraße oder die Asphaltstraße nach Coyhaique zu nehmen (ich weiß leider immer noch nicht genau wie man diese Stadt ausspricht, tendiere immer zu Ko-ha-ik, richtiger ist glaube ich aber Ko-häi-ki).

Einer der beiden möchte Schotter fahren, ich kann mich noch nicht entscheiden, habe Schlechtes über die offizielle Straße (der Schotterweg) dort gehört und sage ich entscheide es wenn ich dort bin.

Bis dahin fliege ich wieder mal. Die Stimmung ist super, es geht schnell voran, die Landschaft ist (wieder mal/immer noch) grandios. Es „öffnet“ sich jetzt etwas, man kann etwas weiter sehen, es sind nicht links und rechts der Straße direkt Bäume und man bekommt einen Weitblick:

Okay, das ist jetzt nicht repräsentativ, das habe ich eher wegen des Baum fotografiert. Miniklein sieht man übrigens Sarahs Rad, die ich erst nach dem Foto bemerke.

Ich mache fast keine Fotos, es läuft zu gut und ich möchte nicht anhalten. Erst in einem größeren Ort halte ich zum Einkauf an.

Vorbereitung für’s Abendessen.

Als ich aus dem Supermarkt komme, stehen Michel und Miguel (die beiden Franzosen) vor der Türe. Wir tauschen mal Nummern aus (und ich tippe „Michelle“ in’s Adressbuch, er korrigiert mich sofort, wäre ja keine Frau :D).

Der Ort hier, in dem wir gerade sind, wäre gut zum Übernachten, aber es ist erst ca. 17 Uhr, da kann ich bestimmt noch 20 km fahren wie es gerade läuft.

Dachte ich. Wie verhext kommt der Wind, der mich eben angeschoben hat, nun von vorne. Ob das Abends dreht, oder an der Geographie liegt, weiß ich nicht. Ich hoffe vergebens, dass es wieder dreht und fahre nun mit 13 km/h statt 30 km/h (immerhin steht noch ne 3 vorne, wenn man es deutsch ausspricht).

Alle schönen Campingmöglichkeiten fallen somit aus der Reichweite. Und wild campen ist schwer, fast überall ist links und rechts der Straße direkt Zaun oder Stacheldraht. Zudem ist der Autoverkehr nun drei mal so stark. Sicher viele Touristen, die zwischen dem Ort gerade und Coyahique am Wochenende pendeln um ihre Freizeit zu verbringen. Boote sieht man nicht selten auf den Autodächern und auf Anhängern.

Irgendwann stehe ich erschöpft vor besagter Kreuzung:

Ich kann mich nicht entscheiden. Rechts geht es asphaltiert weiter, dafür mit heftigem Auto- und Lasterverkehr. Camping laut iOverlander-App nur schlecht direkt neben der Straße, wild. Links auf der Schotterstraße ist nach 5 km ein recht schöner wilder Platz in der Karte angekündigt. Aber dann müsste ich morgens die 5 km wieder zurück, wenn ich nicht Schotter fahren möchte.

Da sehe ich es am Horizont neongelb leuchten. Das ist Michel! Zu dritt rätseln wir weiter, wo es hingehen soll und entscheiden uns für den schöneren, ruhigeren Platz an der Schotterstraße.

Eine Nebenstraße, die zu einer Farm führt, 50 m folgen, und da ist unser Platz. Taschen und Räder tragen wir einzeln runter, da eine 1 m hohe Stufe hinabgeht.

Ein ruhiger schöner Platz für die Nacht. Nur der Farmer fährt mal vorbei, als ich mich und meine Klamotten gerade am Bach weiter oben wasche.

Mein heutiges Festmahl. Für die anderen beiden gibt es Linseneintopf.

Am nächsten Morgen mache ich Kaffee bzw. Teewasser für uns und nach dem Abbau verabschieden wir uns. Michel und Miguel radeln zurück zum Ashpalt, ich möchte es doch mal auf dem Schotter versuchen!